Mit WAL-Flugbooten zum Nordpol
100 Jahre Nordpolexpedition
Die abenteuerliche Expedition des Polarforschers Roald Amundsen
Roald Amundsen träumte schon in der Schule davon Polarforscher zu werden. 1904-06 leitete er dann tatsächlich die erste Schiffsexpedition durch die Nordwestpassage. 1910-11 führte er sogar die erste Expedition an, die den Südpol erreichte. Das machte ihn berühmt. Danach wollte er auch den Nordpol als erster erreichen. Diesmal jedoch mit dem Flugzeug statt dem Hundeschlitten. Genauer gesagt entschied sich Amundsen für zwei Wal-Flugboote von Dornier. Mit denen wollte er den magnetischen Nordpol erforschen und den geografischen Nordpol überfliegen. Lincoln Ellsworth half ihm die Expedition zu finanzieren.
Am 21. Mai 1925 startete die Expedition von der Insel Spitzbergen in Richtung Nordpol. Den Wal mit der Nummer N24 flog der Pilot Leif Dietrichson mit Hilfe des Mechanikers Oscar Omdal und des Navigator Lincoln Ellsworth. Den Wal mit der Nummer N25 flog Hjalmar Riiser-Larsen als Pilot. An seiner Seite war der Mechaniker Karl Feucht und Roald Amundsen als Navigator. Karl Feucht war ein Dornier Mitarbeiter. Er arbeitete im Werk Marina de Pisa, wo die Dornier Wale gebaut wurden.
Am Morgen des 22. Mai schafften sie es bis zur Position 87° 43′ 0″ N, 10° 20′ 1″ W rund 255 km vom Nordpol entfernt. Hier mussten die beiden Maschinen landen. Die Beiden Flugzeuge landeten nicht weit voneinander entfernt. Doch durch das aufgebrochene Eis dauerte es mehrere Tage einander zu erreichen. Der Wal N-24 war so stark beschädigt, dass er nicht repariert werden konnte. Der Proviant würde nicht lange reichen und die Kälte war unerbittlich.
Um ihr Leben zu retten hatten die sechs Männer zwei Möglichkeiten. Sie könnten 400 Meilen durch Eis und Schnee nach Grönland wandern. Oder sie würden den Wal N-25 wieder zum Laufen bringen und eine Startbahn freischaufeln. Beide Möglichkeiten hatten schlechte Chancen. Amundsen entschied sich für den Wal. Er teile den Proviant in kleine Portionen pro Person und Tag ein und die Männer schaufelten den ganzen Tag die Startbahn frei. Währenddessen galt es den WAL N-25 eisfrei halten, damit er nicht festfror. Zudem mussten sie den restlichen Treibstoff des gestrandeten Wal N-24 holen. Der Kampf mit dem Eis war auch ein Wettlauf gegen die Zeit mit der die Vorräte dahinschwanden.
Nach drei Wochen wagen sie den Start. Der Wal ist mit sechs Passagieren völlig überladen, die Startbahn eigentlich zu kurz und Treibstoff würde kaum reichen. Aber nun war es ihre einzige Chance. Pilot Riiser-Larsen ringt seinem Wal alle Motorkraft ab und der Start gelingt trotz aller Last. Nach bangen Stunden ist der Tank fast leer. Sie entdecken eine Bucht der Insel Nordaustlandet, Spitzbergen in der sie landen können.
Sie gehen an Land. Doch wie sollte es nun weiter gehen? Sie haben Glück, ein Schiff ist in Sicht. Doch es bemerkt sie nicht. Sie starten den Wal, um dem Schiff zu folgen. Der laute Motor des Flugbootes macht die Crew des Robbenfängers aufmerksam. Amundsen und seine Männer sind gerettet. Sie werden nach Kingsfjord gebracht, dort treffen sie auf Suchtrupps die kaum noch Hoffnung hatten sie zu finden. Am 5. Juli kommen sie Oslo an. Es erwartet sie ein tosender Empfang. Sie haben überlebt.
Und der Nordpol? Den überflog Amundsen 1926 an Bord des Luftschiffes Norge. Wieder mit dabei war Lincoln Ellsworth. Gesteuert wurde die Norge von Umberto Nobile.
Auch Amundsens Wal sollte weitere Abenteuer erleben. Doch erst wurde von Dornier wieder in Stand gesetzt und erhielt das Kennzeichen D-1422. 1930 flog Wolfgang von Gronau mit Co-Pilot Eduard Zimmer, Funker Fritz Albrecht und Mechaniker Franz Hack über den Atlantik. Sie starteten von List auf Sylt und flogen über die Färöer, Island, Grönland, Labrador, Neufundland bis nach New York.
Über das Flugboot Wal
Dornier baute von 1922 bis 1936 eine ganze Reihe an Flugbooten vom Typ Wal. Sie waren so erfolgreich, dass Claude Dornier sagte: "Der Wal hat Dornier gemacht". Allein im Februar 1925 stellte der Wal 20 Weltrekorde auf. Im Laufe der Jahre dienten Wale auch als Passagiermaschinen, um Post zu transportieren und dem Militär. Kein Wunder, ein Dornier Wal konnte für seine Größe erstaunlich viel Gewicht transportieren. Dabei war er auch noch zuverlässig, robust und langlebig.
Der 1:1 Nachbau des Dornier Wal N25 ist im Hangar des Dornier Museums ausgestellt. Die faszinierenden Geschichten des Flugboots und Polarforschers Roald Amundsens werden bei einem Besuch des Museums erlebbar.
Das Flugboot Wal N25 in Zahlen
Erstflug | 21. Februar 1925 |
Länge / Höhe / Spannweite | 17,3 m / 5,2 m / 22,5 m |
Leermasse / Fluggewicht | 3630 kg / 5700 kg |
Triebwerk | 2 x Rolls Royce »Eagle IX« |
Leistung | 287 kw (390 PS) |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Besatzung | 3 |